NAVICULUM on Tour

greenline 39 ex 08

Jetzt sind wir schon über 2.000 km mit unserer „Neuen“ unterwegs und noch kein Wort hier geschrieben, kein Foto eingestellt. Nun ja – ein wenig hat uns die Faulheit übermannt. ?
Wir haben die neue, viel komfortablere Art zu Reisen einfach nur noch genossen.
Irgendwann gibt’s sicher auch wieder ein paar Fotos. Zuvor aber ein paar Gedanken zu einer in letzter Zeit häufiger gestellten Frage: Warum gerade eine Greenline 36 bzw. heute ja Greenline 39?

  • Die Größe passt einfach! Das Schiff ist in seinen Dimensionen ohne weiteres von uns handhabbar; dabei innen gleichzeitig von wohltuendem Komfort. Eine Stehhöhe von deutlich über 2 Metern im Salon und von knapp unter 2 Metern in Vorschiff und Waschraum ist bei einer eigenen Körperlänge von 198 cm sehr angenehm.
    Die Betten sind groß genug: 200 x 160 cm (mit zusätzlich 10 cm Reservelänge oberhalb des Kopfkissens); die Sitzgelegenheiten in der Hauptkajüte laden zum bequemen Herumlümmeln ein. Küche mit Induktionsherd, Backofen, Mikrowelle und insbesondere der große Eisschrank mit geräumigem Tiefkühlfach erfüllen gehobene Ansprüche.
  • Die vorhandene Diesel-Motorisierung passt ideal zu diesem Schiff und zu unseren Anforderungen. In allen Geschwindigkeitsbereichen angenehm leise. Den Verbrauch empfinden wir in Verdrängerfahrt als sehr günstig. Auf den niederländischen Kanälen gibt es drei Geschwindigkeiten. Auf ganz engen Passagen 6 km/h (Verbrauch < 1,5 l/h), „normale“ Kanäle mit 9 km/h (Verbauch = 2,8 l/h) und die großen Kanäle, auf denen auch regelmäßig Berufsschifffahrt unterwegs ist, mit 12 oder 12,5 km/h (Verbrauch = 6,5 oder 7,8 l/h). Auf dem Ijsselmeer, der Waddenzee, den großen Strömen oder der Nordsee sind bei ausreichendem Abstand vom Ufer auch höhere Geschwindigkeiten erlaubt. Wir haben dabei ein paar Mal Passagen mit 20 km/h (Verbrauch dann = 25-30 l/h !) genutzt. Das aber nur ganze vier Mal. (Amsterdam-Stavoren, Zwarte Water – Stavoren, Oudeschild auf Texel – Den Helder bei Bft. 6, und die Ijssel Rhederlag bis zu Ihrem Ursprung, das sind ca. 18 km gegen die dort mit etwa 4-5 km/h Strömung laufende Ijssel). Der Gesamtverbrauch dieses Jahres über 250 Motorbetriebsstunden bisher betrug dabei 6,6 l/h.
  • Ein angenehmer Nebeneffekt des Halbgleiters: Jedes Motorboot ohne Stabilisatoren rollt auf Kurs halber Wind ab einer gewissen Windstärke. Die Greenline vergisst diese unangenehme Eigenart in der kurzen Ijsselmeerwelle ab etwa 18 km/h aufwärts fast völlig. Für diese „Beruhigung“ nimmt man dann den erhöhten Kraftstoffaufwand gerne in Kauf. Ganz nebenbei schrumpft dadurch z. B. die Strecke Stavoren – Enkhuizen auf 60 Minuten Fahrzeit. Bei solchen Bedingungen auch nicht unangenehm. ?
  • Die Steuerung, die Wasserlage und die Manövierbarkeit mit den vorhandenen Bug- und Heckstrahlrudern sind ausgezeichnet. Die vorhandenen elektrischen Trimmklappen sind fast überflüssig. Es gibt nur einen ganz kleinen Geschwindigkeitsbereich von ca. 15-19 km/h, in dem sie wirklich Nutzen bringen. Ansonsten senken sie zwar die Nase, kosten aber auch Geschwindigkeit oder Kraftstoff. Erstaunlich war für uns die geringere Seitenwindanfälligkeit beim Anlegen als bei den Segelbooten.
  • Den Elektromotor haben wir häufiger zum Ablegen und auf kleineren Kanälen, die teilweise zu schmal zum Wenden waren,  genutzt. Die Leistung ist okay. Bei 7 km/h Geschwindigkeit sind nach 90 Minuten 66% der Akkus verbraucht und wir haben auf Diesel umgeschaltet. Je nach Motordrehzahl sind die Batterien in ca. 45 bis 90 Minuten wieder voll aufgeladen. Der Dieselverbrauch ist in dieser Zeit des Aufladens ca. 1-1,5 l/h höher als oben angegeben. Der eMotor wird dann als Generator genutzt und lädt mit bis zu 10 kW die Akkus wieder auf. In Summe eine feine Sache, aber kein „must have“. Das Beste daran ist die Generatorleistung und die permanenten 230 Volt an Bord mit 5 kW Leistung!
  • Ein breites Gangbord gibt es nur auf der Steuerbordseite. Backbord kann man sich dank der nachträglich montierten Griffreling auf dem Dach zwar vorbeihangeln, aber stehen ohne umzufallen geht nicht. Dafür ist das Bb-Gangbord zu schmal. Der Platz kommt dem Innenraum zu Gute. Eine sehr gute Entscheidung! So ist z. B. das Bad mit der angrenzenden Dusche wirklich auch für den Skipper mit seinen ausladenderen Dimensionen komfortabel zu nutzen.
    Der Steuersitz ist auf der Stb-Seite. So ist dies auch die bevorzugte Anlegeseite. Die Schiebetüre am Steuerstand ermöglicht auch problemloses Solo-Schleusen über die Mittelklampe. Muss denn zwingend doch einmal mit der Bb-Seite angelegt werden, ist dies auch kein Problem. Einer geht über das Stb-Gangbord aufs Vorschiff und belegt dort die Bb-Vorleine, der Andere geht an das Heck und bedient dort die Bb-Heckleine.
  • Das komplett überdachte Cockpit spendet immer genug Schatten, um sich bei Bedarf zu verkriechen, umgekehrt, zumindest bei herabgelassener Heckklappe, auch immer genug Platz zum Sonnen. Und wer gar nicht genug Sonne kriegt, kann nach vorn aufs gepolsterte Vorschiff.
    Noch ein Vorteil: Beim Schleusen bei Regenwetter steht die „Manschaft“ auf den allermeisten Schiffen im Regen. Bei uns wird mit Mittelklampe und Heckklampe festgemacht. Beides „unter Dach“! ?
  • Am erstaunlichsten war für uns dieses Jahr die Erfahrung, wieviel größer unser Fahrgebiet geworden ist. Nicht mehr nur die Stehende-Mast-Route, sondern alle Kanäle bis herunter zu einer festen Brückenhöhe von 3,85 Meter sind passierbar. Im Winter wird der Mast noch klappbar gemacht. Dann können wir sogar die nur 2,90 Meter niedrigen festen Brücken passieren.
  • Alles in Allem sind wir mit der Entscheidung unseres Umstieges vom Segel- auf ein Motorboot zum jetzigen Zeitpunkt absolut zufrieden. Die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Und dass es eine Greenline geworden ist, macht die Sache richtig rund.

Nur Mut!
Ich weiß, dass eine ganze Reihe von Seglern sich mit dieser Entscheidung schwer tun. Unnötigerweise!!!